2025

5. März Weber et al., Veränderungen der Todesursachen über die Zeit: Analyse der SHCS


Veränderungen der Todesursachen über die Zeit: Analyse der Schweizer HIV Kohortenstudie.   Clinical Infectious Diseases

Die grossen Fortschritte in der Behandlung der HIV Infektion mit Hilfe der antiretroviralen Therapie haben dazu beigetragen, die AIDS-bedingte Sterberate in der Schweiz drastisch zu reduzieren. Weniger gut erforscht sind jedoch Veränderungen von anderen Todesursachen über die Zeit, wie etwa leberbedingte Todesursachen etwa als Folge einer Hepatitis Co-Infektion, Herzkreislauf- oder Krebserkrankungen.

In dieser Studie wurden die Todesursachen von allen Teilnehmern der Schweizerischen HIV Kohortenstudie (SHCS) ausgewertet, welche zwischen 2005 und 2022 aufgetreten sind. In einem ersten Schritt wurden Todesursachen anhand aller vorhandenen Daten systematisch kategorisiert, wie etwa Todes- und Autopsieberichte, Informationen zu weiteren Diagnosen, und auch Laborwerte. In einem weiteren Schritt wurden zeitliche Veränderungen der Todesursachen analysiert und Risikofaktoren für bestimmte Todesursachen identifiziert.

Im Zeitraum 2005 bis 2022 sind insgesamt 1’630 SHCS Teilnehmende verstorben, 9% davon an AIDS, 23% an Krebserkrankungen, 10% an leberbedingten Erkrankungen und knapp 10% an Herzkreislauferkrankungen wie etwa Herzinfarkt oder Schlaganfall. Das durchschnittliche Alter zum Zeitpunkt des Todes war 45 Jahre im Zeitraum 2005-2007, und 61 Jahre im Zeitraum 2020-2022. AIDS- und leberbedingte Todesfälle nahmen über die Zeit stark ab, während Krebserkrankungen häufiger als Todesursache identifiziert wurden und Herzkreislauf-bedingte Todesursachen in etwa gleichgeblieben sind. Die häufigste Krebs-bedingte Todesursache war Lungenkrebs. Wichtig zu betonen ist, dass die Studie keine Aussage zur Sterblichkeit machte. Das heisst, die Studie hat nicht untersucht, wie sich die Lebenserwartung oder Sterblichkeit von Personen mit und ohne HIV über die Zeit verändert hat.

Zusammenfassend zeigt der verhältnisgleiche Rückgang von AIDS- und leberbedingten Erkrankungen den Erfolg der antiretroviralen Therapie auf und die hervorragende Patientenbetreuung bezüglich HIV sowie Hepatitis Co-Infektionen in der Schweiz. Weiter zeigt die Studie, dass in der SHCS Herzkreislauferkrankungen erfolgreich behandelt werden, da aufgrund der immer älter werdenden HIV-Population eigentlich eine Zunahme der Herzkreislauf-bedingten Todesursachen zu erwarten gewesen wäre. Der Anstieg der Todesfälle durch Lungenkrebs untermauert schliesslich die Wichtigkeit des Rauchstopps.

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5. Februar Avery et al., Leukozytenzahl und Risiko für Herzkreislaufereignisse


Leukozytenzahl und Risiko für Herzkreislaufereignisse: Eine longitudinale Analyse bei den Teilnehmern der Schweizerischen HIV-Kohortenstudie.  Clinical Infectious Disease

Menschen mit HIV haben im Vergleich zur allgemeinen Population ein höheres Risiko, ein Herzkreislaufereignis zu erleiden. Dieses Risiko hängt insbesondere mit dem Vorhandensein klassischer Risikofaktoren für Herzkreislauferkrankungen (Rauchen, Bewegungsmangel, hoher Cholesterinspiegel, Diabetes, Bluthochdruck, Adipositas, Familiengeschichte), aber auch mit der chronischen Entzündung zusammen, die bei der HIV-Infektion in Studien mittels spezifischer Analysen im Blut gemessen werden kann. Chronische Entzündungen und eine anormal hohe Zahl weißer Blutzellen (Leukozyten) können tatsächlich die Atherosklerose (Verkalkung der Gefässe) und das Auftreten von Herzkreislauferkrankungen begünstigen. Der Zusammenhang zwischen der Leukozytenzahl und dem Auftreten von Herzkreislauferkrankungen wurde in der allgemeinen Bevölkerung nachgewiesen, aber es gibt keine Daten für Menschen, die mit HIV leben.

Das Ziel dieser Fall-Kontroll-Studie war es festzustellen, ob es einen Zusammenhang zwischen der Leukozytenzahl und dem Auftreten von Herzkreislaufereignissen bei den Teilnehmern der Schweizerischen HIV-Kohortenstudie gibt.

Die Studie umfasste 536 Teilnehmende, die ein Herzkreislaufereignis aufwiesen (Fallgruppe), und 1’464 Teilnehmende ohne Herzkreislaufereignisse (Kontrollgruppe) im Zeitraum von 2000 bis 2021. Die analysierte Population bestand hauptsächlich aus Männern (87%) mit einem medianen Alter von 56 Jahren und die meisten Personen wiesen unter der antiretroviralen Therapie eine unterdrückte Viruslast auf (84%). Die Ergebnisse der Analyse zeigen, dass die Leukozytenzahl vor dem Auftreten eines Herzkreislaufereignisses in der Fallgruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikant höher war (Medianwert: 6’495 versus 5’900 Zellen/µL). Leukozytenwerte, die bis zu 8 Jahre vor dem Auftreten eines Ereignisses gemessen wurden, waren signifikant mit einem Risiko für das Auftreten von Herzkreislauferkrankungen verbunden. Der Vorhersagewert der Leukozytenzahl war vergleichbar mit dem anderer klassischer Risikofaktoren, nämlich Bluthochdruck, Diabetes oder hoher Cholesterinspiegel.

Zusammenfassend zeigt diese Studie, dass eine Kontrolle der Leukozytenwerte dazu beitragen könnte, Menschen mit HIV zu identifizieren, die ein höheres Risiko für ein Herzkreislaufereignis haben.

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