2018
12. Dezember | Ryom et al., HIV-Protease-Hemmer und deren Einfluss auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen | |
Die ersten HIV-Protease-Hemmer kamen Mitte der Neunziger Jahre auf den Markt. In Kombination mit anderen HIV-Substanzen konnten damit HIV-positive Personen zum ersten Mal wirksam behandelt werden. Frühere Studien haben gezeigt, dass die erste Generation der Ritonavir verstärkten Protease-Hemmer mit einem erhöhten Risiko für Herzkreislauferkrankungen vergesellschaftet war. Unklar war, ob dieses erhöhte Risiko auch für die neueren Protease-Hemmer besteht. Diese neuste Generation von Ritonavir verstärkten Protease-Hemmern wurde in den letzten 10 Jahren häufig eingesetzt. Die aktuelle Studie hat aufgezeigt, dass der kumulative Einsatz des neusten Protease-Hemmers Darunavir (Prezista®) mit einem erhöhten Risiko für Herzkreislauferkrankungen vergesellschaftet ist. Ob dieses Risiko auch für andere Protease-Hemmer besteht, lesen sie weiter unten. Die Autoren der Studie haben in den verfügbaren Datenbanken alle Studien herausgesucht, welche den Zusammenhang von Herzkreislauferkrankungen mit dem Einsatz von Protease-Hemmer untersucht haben. Die Suche umfasste Studien seit der Markteinführung der Protease-Hemmer bis Mitte August 2016. Die Suche ergab folgende Resultate: Innerhalb einer Beobachtungszeit von sieben Jahren erlitten 1’157 von 35'711 Teilnehmern (3.2%) eine Herzkreislauferkrankung (Herzinfarkt oder Schlaganfall). Die Einnahme des Protease-Hemmers Darunavir zusammen mit dessen Verstärker Ritonavir erhöhte das Risiko für eine Herzkreislauferkrankung um 59 Prozent pro zusätzliche fünfjährige Einnahmezeit. Bei Personen mit einem bereits vorbestehenden hohen Risiko (>10%) für Herzkreislauferkrankungen verdoppelte sich das Risiko für eine Herzkreislauferkrankung unter Ritonavir verstärktem Darunavir. Für den Protease-Hemmer Atazanavir (Reyataz®) zeigte sich hingegen dieses erhöhte Risiko nicht. Die statistischen Analysen ergaben zudem keine Hinweise darauf, dass das erhöhte Risiko für Herzkreislauferkrankungen unter Ritonavir verstärktem Darunavir durch einen ungünstigen Einfluss auf die Blutfette zustande kommt. Zusammenfassend zeigt die Studie, dass die kumulative Einnahme des neusten Protease-Hemmer Darunavir mit dessen Verstärker Ritonavir mit einem erhöhten Risiko für Herzkreislauferkrankungen vergesellschaftet ist. Dieses Risiko ist insbesondere bei Personen mit Vorliegen anderer Risikofaktoren (erhöhte Blutfette, Rauchen, Bluthochdruck, Diabetes) gegeben. Aufgrund der Ergebnisse dieser Studie sollte der Einsatz von Ritonavir verstärktem Darunavir bei Personen mit einem hohen Risiko für Herzkreislauferkrankungen nur noch zurückhaltend erfolgen und eine Umstellung auf ein Darunavir-freies Therapie-Regime evaluiert werden. Kommentar Dr. med. D. Braun und Prof. H. Günthard, SHCS |
8. November | Kouyos et al., Der „HIV-1 Antikörper-Fingerabdruck" | |
Nur wenige Menschen, die mit HIV-1 infiziert sind, entwickeln sogenannte breit neutralisierende Antikörper (bnAbs), die auf bestimmte Virusstrukturen (Antigene) zielen und somit verschiedene Virusvarianten neutralisieren können. Die Faktoren, welche bestimmen, ob jemand bnAbs entwickelt, sind nicht völlig klar; insbesondere ist der Beitrag der Virusmerkmale unbekannt. Die Identifizierung der Virusmerkmale für eine weitgehend neutralisierende Immunantwort wäre für die Impfstoffentwicklung sehr hilfreich. Die Autoren untersuchten in der vorliegenden Studie die Antikörperreaktionen in einer großen Kohorte von potentiellen HIV-1-Übertragungspaaren innerhalb der Schweizer HIV-Kohorten Studie und fanden heraus, dass der HIV-1-Stamm, mit dem jemand infiziert ist, einen Teil der Breite und Stärke der Antikörperantwort ausmacht. Die Autoren stellten die Hypothese auf, dass, wenn virale Faktoren die Qualität der Antikörperreaktion bestimmen, Personen mit nahe verwandten Virusstämmen ähnliche Neutralisierungsreaktionen aufzeigen würden. Um diese Hypothese zu testen, identifizierten sie 303 Übertragungspaare basierend auf der genetischen Ähnlichkeit ihrer HIV-Stämme. Sie testeten dann bei diesen Personen die Fähigkeit der Antikörperreaktion, 14 verschiedene Virusstämme zu neutralisieren und 13 Antigene zu binden. Die Autoren nannten dies den "Antikörper-Fingerabdruck" des infizierenden Virus. In der Tat hatten potentielle Übertragungspaare einen ähnlicheren Antikörper-Fingerabdruck als Paare, die nach dem Zufallsprinzip ausgewählt wurden. Genauer ausgedrückt, bestimmt das infizierende Virus 13,2% des Neutralisierungsfingerabdrucks. Dies bestätigt, dass das infizierende Virus die Neutralisationsstärke der Antikörperantwort prägen kann. Auch unter Berücksichtigung von Faktoren, von denen bekannt ist, dass sie die bnAb-Entwicklung beeinflussen, wie Infektionsdauer und HIV-1-Subtyp, blieb die Korrelation zwischen infizierendem Virus und dem Neutralisierungsfingerabdruck in einem ähnlichen Bereich bestehen. Obwohl dieser Zusammenhang zwischen Virusgenetik und Neutralisierung statistisch hoch signifikant war, war die Stärke dieses Effekts eher bescheiden, ähnlich der Effektgrösse der Virusgenetik auf den Verlust der T-Helferzellen bei einer unbehandelten HIV-Infektion. Bemerkenswerterweise fanden die Autoren in ihrer Studie ein Übertragungspaar, bei welchem beide eine ausgesprochen breite neutralisierende Antikörperantwort entwickelt hatten («elite neutralisers») mit einem praktisch identischen Muster: dieses Paar konnte weitgehend alle 42 getesteten HIV-1 Stämme neutralisieren. Dieser Fall zeigt, dass es gewisse HIV-1 Hüllproteine gibt, die fähig sind, in verschiedenen Menschen bnAbs hervorzurufen. Das ist genau das, was eine Impfung können sollte. Für die Entwicklung einer Impfung gegen HIV wird nun das Virushüllprotein dieser «elite-neutralisers» von den Forschern genauer untersucht. Zusammenfassend zeigt die Studie, dass Unterschiede in der HIV-1 Virusgenetik die Entwicklung von Antikörperantworten beeinflussen und dass einige Virusstämme eine stark neutralisierende Immunantwort über Individuen hinweg hervorrufen können. Obwohl eine solche starke bnAb-Prägung wahrscheinlich selten ist, sind die viralen Stämme und Antigene, die diesem Effekt zugrunde liegen, Hauptkandidaten für die Impfstoffentwicklung. |
26. September | Kusejko et al., Treiber für die HIV Epidemie bei MSM in der SHCS | |
Männer, die Sex mit Männer haben (MSM), stellen in der Schweiz die Hauptrisikogruppe für die Übertragung von HIV dar. Damit diese HIV-Epidemie kontrolliert werden kann, ist es wichtig zu untersuchen, welchen Einfluss gezielte Massnahmen zur Verhinderung von HIV auf die Epidemie haben. Forscher aus der Schweizerischen HIV Kohortenstudie (SHCS) haben deshalb ein mathematisches Modell entwickelt um zu verstehen, welche Massnahmen den grössten Effekt auf die Eindämmung der HIV-Epidemie haben. Die Forscher haben herausgefunden, dass die Einführung der HIV Präexpositionsprophylaxe (PrEP) bei HIV-negativen MSM und eine Erhöhung der HIV-Test Rate mit sofortiger Behandlung der HIV-Infektion die HIV-Epidemie bei MSM am nachhaltigsten bekämpfen kann. Die Forscher der SHCS haben in ihrem mathematischen Modell die HIV-Epidemie von 2001-2015 simuliert. In ihrem Modell wurden folgende Faktoren berücksichtigt: der Zeitpunkt der Diagnosestellung nach Ansteckung; die Anzahl diagnostizierter, behandelter und erfolgreich therapierter HIV-Infektionen; das Stadium der HIV Infektion (Anzahl Helferzellen) und den Gebrauch von Kondomen beim Sex mit Gelegenheitspartnern. Gemäss Modell wurden 3.4% der Ansteckungen durch den frühen Beginn einer HIV-Therapie verhindert. Durch das Benutzen von Kondomen beim Sex wurden nur 0.6% der Ansteckungen verhindert. Diese Zahl war deshalb so tief, da in dem Modell ungeschützter Sex vor allem durch MSM praktiziert wurde, welche unter einer wirksamen HIV-Therapie standen und deshalb das HIV nicht auf andere übertragen konnten. Gemäss Modell wurde der grösste Anteil der HIV-Infektionen durch MSM übertragen, welche sich in der Frühphase der Infektion nach Ansteckung befanden. Die Anzahl von Neuansteckungen wurde durch eine Verdoppelung der HIV-Diagnoserate um mehr als zehn Prozent gesenkt. Die Einführung der PrEP bei der Hälfte der MSM, welche ungeschützten Sex mit Gelegenheitspartnern praktizierten, führte zu 22 Prozent weniger HIV-Neuansteckungen. Zusammenfassend zeigt die Studie, dass der grösste Teil der Ansteckungen bei MSM in der Schweiz durch Personen stattfindet, welche sich in der Frühphase der HIV-Infektion befinden. Eine Erhöhung der HIV Test-Rate mit anschliessender sofortiger Behandlung der neu diagnostizierten Infektionen (« test&treat ») führt deshalb zu einer starken Reduktion von Neuansteckungen. Einen entscheidenden Einfluss auf die HIV-Epidemie hat die Einführung der PrEP bei HIV-negativen MSM mit Risikoverhalten. Die Resultate aus dieser Studie lassen schliessen, dass ein niederschwelliger Zugang zur PrEP und eine regelmässige Testung auf HIV bei MSM mit Risikoverhalten entscheidend sein werden, um die HIV-Epidemie in dieser Risikogruppe beenden zu können. |
22. August | Braun et al., Systematische Testung auf HCV aller SMS der SHCS deckt hohe Anzahl von frischen HCV Infektionen auf | |
Weltweit nimmt die Zahl der HIV-positiven Männer, die Sex mit Männern haben (MSM) und sich mit Hepatitis C (HCV) anstecken, deutlich zu. Seit 2008 trat in der Schweiz ein fast zwanzigfacher Anstieg von neuen Hepatitis–C-Infektionen in dieser Übertragungsgruppe auf. Diese Beobachtung entstammt der Schweizerischen HIV-Kohortenstudie (SHCS), deren Teilnehmer routinemässig einmal im Jahr auf HCV mittels Antikörpertest untersucht werden. Wie viele MSM aus der SHCS sich im letzten Jahr mit Hepatitis C infiziert haben und welches die Risikofaktoren für eine HCV Ansteckung waren, lesen sie weiter unten. Im Rahmen einer schweizweiten Studie untersuchten Forscher aus der SHCS in einer ersten Phase systematisch alle 4’000 HIV-infizierten MSM aus der SHCS mit einem molekularen Testverfahren auf Hepatitis C (HCV RNA = direkter Virusnachweis). Dabei fanden sie 177 HCV-Infektionen. Dies bedeutet, dass fünf Prozent aller MSM in der SHCS mit Hepatitis C infiziert waren. 31 Teilnehmer davon hatten sich im vergangenen Jahr neu mit HCV infiziert («frische HCV Infektion») und die HCV Infektion war noch nicht bekannt. Die übrigen Personen litten an einer chronischen Hepatitis C, welche schon seit längerem bekannt war. Bei allen Teilnehmern, die frisch mit HCV infiziert wurden, führten die Forscher bei der HCV RNA positiven Blutprobe zusätzlich zu dem molekularen Testverfahren den Antikörpertest durch, welcher in der Routine als HCV Suchtest durchgeführt wird. In einem Drittel der Fälle war der Antikörpertest zum Zeitpunkt des positiven molekularen Tests noch negativ. In einem weiteren Schritt wurden die Risikofaktoren für eine erfolgte Ansteckung mit HCV ermittelt. Es wurde herausgefunden, dass Personen, welche in der Vergangenheit Drogen über die Venen gespritzt hatten oder Drogen über andere Wege konsumiert hatten, häufiger mit HCV infiziert waren als Personen, welche Drogenkonsum verneinten. Weitere Risikofaktoren, welche mit dem Vorliegen einer HCV Infektion vergesellschaftet waren, beinhalteten ungeschützten Geschlechtsverkehr mit Gelegenheitspartnern, eine früher erfolgte Syphilisinfektion und erhöhte Leberwerte in der Blutuntersuchung. Zusammenfassend hat die Studie aufgrund der systematischen Durchtestung aller MSM in der SHCS mittels HCV RNA zum ersten Mal exakt ermitteln können, wie viele MSM mit Hepatitis C infiziert sind. Ein beträchtlicher Anteil der diagnostizierten HCV Infektionen waren frisch und die Betroffenen hatten sich erst kürzlich angesteckt. Die Studie hat auch gezeigt, dass mit dem im Routineverfahren durchgeführten Antikörpertest bis zu einem Drittel dieser frischen HCV Infektionen erst verzögert diagnostiziert werden. Bei Leuten ausserhalb der SHCS würden diese Infektionen wohl verpasst, da dort kaum ein jährlicher HCV Suchtest stattfinden wird. Dies kann dazu führen, dass der Betroffene in Unwissen seiner HCV Infektion die Erkrankung auf andere überträgt und die Übertragungskette somit fortgeführt wird. Die Forscher schliessen deshalb aus der Studie, dass bei MSM mit Vorliegen der ermittelten Risikofaktoren für eine HCV Infektion zukünftig der molekulare Test (HCV RNA) anstelle des Antikörpertests durchgeführt wird. Zudem empfehlen sie, dass HCV infizierte MSM mit sexuellem Risikoverhalten möglichst rasch nach Diagnosestellung behandelt werden, damit die Infektion nicht auf weitere Personen übertragen werden kann. |
12. Juli | Filmtipp: 'Summer 1993' von Carla Simón | |
Nach dem Tod ihrer Eltern muss die sechsjährige Frida ihre Heimatstadt Barcelona verlassen. Sie wird bei ihrem Onkel und ihrer Tante und deren dreijähriger Tochter auf dem Land untergebracht. Dort ist alles neu und überraschend für die kleine Städterin. Am liebsten würde sie dem ganzen bloss entfliehen… Im Laufe des Sommers muss Frida lernen mit ihren grossen Gefühlen, der Trauer und auch aufkeimender Eifersucht zu leben, derweil ihre Adoptiveltern sie lieben lernen, wie ihr eigenes Kind. Carla Simón schenkt uns mit ihrem feinfühligen, auf autobiographischen Erlebnissen basierenden Debüt einen Film, der den Vergleich mit den besten Werken der Brüder Dardenne nicht scheuen muss. Wahrhaft eindrücklich! Mehr Informationen zum Film und den Trailer finden Sie auch auf der Webseite:
| ||
5. Juli | Tarr et al., Veränderungen der Herzkranzgefässe bei HIV+ und HIV- Personen in der Schweiz | |
HIV-positive Personen haben im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Unklar ist, ob dieses Risiko dadurch zustande kommt, dass bei HIV-positiven Personen häufiger Veränderungen der Herzkranzgefässe auftreten, welche das Entstehen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkte und Schlaganfälle begünstigen. Die Autoren dieser Studie haben in der vorliegenden Studie mittels einem neuen Schnittbildverfahren den Zusammenhang zwischen der HIV-Infektion und dem Auftreten von Veränderungen der Herzkranzgefässe untersucht. Die gute Nachricht: HIV-positive Personen wiesen in dieser Studie nicht mehr Veränderungen der Herzkranzgefässe auf als die Allgemeinbevölkerung. Weshalb dieses Resultat erstaunt hat und welches mögliche Gründe für dieses Resultat sind, lesen sie weiter unten. Frühere Studien haben gezeigt, dass HIV-positive Personen häufiger von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkte und Schlaganfälle betroffen sind. Als Grund nimmt man an, dass die blutversorgenden Gefässe dieser Patienten häufiger von Verkalkungen und Einengungen betroffen sind und diese Herz-Kreislauf-Erkrankungen somit rascher auftreten können. Forscher der Schweizerischen HIV Kohortenstudie (SHCS) haben nun in einer grossen Studie mit dem Titel «Metabolic and Aging» (M&A) bei 428 HIV-positiven Personen mittels einem modernen Schnittbildverfahren die Herzkranzgefässe untersucht und angeschaut, wie oft die Herzkranzgefässe Veränderungen aufgewiesen haben. Diese Untersuchung wurde zudem an 276 HIV-negativen Personen durchgeführt und die Resultate zwischen diesen beiden Gruppen verglichen. Insgesamt waren die HIV-positiven Personen in dieser Studie durchschnittlich etwas jünger als die HIV-negativen Personen. Allerdings wiesen gemäss einem berechneten Score beide Gruppen dasselbe Risikoprofil und dieselbe Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Herzkreislauferkrankungen auf. Die Auswertung der Schnittbilduntersuchung von beiden Personengruppen zeigte, dass das Vorkommen von Veränderungen an den Herzkranzgefässen in beiden Gruppen gleich häufig war (HIV-Positive 53%; HIV-Negative 56%). Zudem gab es in beiden Gruppen keinen Unterschied im Ausmass der Verkalkungen an den Herzkranzgefässen. Nach Korrektur der statistischen Analysen für verschiedene beeinflussende Faktoren zeigte sich bei der HIV-positiven Gruppe gar ein geringeres Vorkommen und ein geringeres Ausmass von Verkalkungen an den Herzkranzgefässen. Eine tiefe T-Helferzell-Anzahl war bei den HIV-positiven Personen hingegen mit mehr Veränderungen der Herzkranzgefässe vergesellschaftet. Zusammenfassend zeigte sich in dieser Studie bei HIV-positiven Personen keine häufigere Veränderung der Herzkranzgefässe im Vergleich zu der Allgemeinbevölkerung. Im Gegenteil, eine HIV-Infektion war in den statistischen Modellen sogar mit weniger Verkalkungen und einem geringeren Ausmass an Verkalkungen der Herzkranzgefässe vergesellschaftet. Ebenfalls ergab die Studie keine Hinweise darauf, dass die Herzkranzgefässe von HIV-positiven Personen schneller altern als diejenigen der Allgemeinbevölkerung. Die vorliegende Studie kommt somit zu einem anderen Ergebnis als frühere Studien, welche bei HIV-positiven Personen mehr Veränderungen an den Herzkranzgefässen gefunden hatten. Eine Erklärung hierfür könnte sein, dass die Teilnehmer der aktuellen Studie insgesamt gesünder waren, dass weniger Raucher eingeschlossen wurden und dass die Patienten der SHCS eine bessere Behandlung der HIV Infektion aufgewiesen hatten im Vergleich zu den Teilnehmern früherer Studien. |
13. Juni | Strouvelle et al., Einfluss von Interferon-alpha auf das latente HIV-1 Reservoir | |
Heutzutage lässt sich eine HIV-Infektion sehr gut behandeln, heilen hingegen kann man sie jedoch noch nicht. Schuld daran ist das sogenannte HIV-Reservoir im Körper. Gemeint sind damit jene Orte im Organismus, wo sich das Virus versteckt, obwohl der Patient beim Bluttest keine Erreger mehr aufweist. Forscher aus der Schweizerischen HIV Kohortenstudie (SHCS) haben in der vorliegenden Studie untersucht, ob Interferon-alpha, welches jahrzehntelang zur Behandlung der Hepatitis C Infektion eingesetzt wurde, das latente HIV Reservoir zu verkleinern vermag. Das Resultat ihrer Studie war ernüchternd: unter der mehrmonatigen Behandlung mit Interferon-alpha machte das latente HIV Reservoir keinen Wank. Welche Entdeckung jedoch trotzdem Anlass zur Hoffnung macht, lesen sie weiter unten. Die Forscher aus der SHCS haben in ihrer Studie bei 40 HIV/Hepatitis C koinfizierten Patienten das latente HIV Reservoir in Blutzellen des Immunsystems gemessen. Die Messung des latenten Reservoirs wurde dabei aus tiefgefrorenen Blutproben von SHCS Patienten im Labor durchgeführt, das heisst ausserhalb des menschlichen Körpers. Fast alle der untersuchten Blutproben stammten von Patienten ab, welche aufgrund einer Hepatitis C Infektion vorgängig mit Interferon-alpha und Ribavirin behandelt worden waren. Die meisten dieser Patienten hatten zudem im chronischen Stadium der HIV-Infektion ihre HIV-Therapie begonnen. Einige der Patienten hatten jedoch bereit sehr früh nach Ansteckung mit der HIV-Therapie gestartet. Die Forscher wollten nun herausfinden, welchen Einfluss eine Therapie mit Interferon-alpha auf das latente HIV Reservoir hat und ob der Zeitpunkt des Beginns der HIV-Therapie das latente HIV Reservoir zu senken vermag. Die gute Nachricht zuerst: bei Patienten, welche ihre HIV-Therapie sehr früh gestartet hatten, war das HIV Reservoir deutlich tiefer als bei den Patienten, welche die HIV-Therapie erst im chronischen Stadium begonnen hatten. Die schlechte Nachricht: die Hepatitis C Therapie mit Interferon-alpha hatte keinerlei Einfluss auf das latente Reservoir; insbesondere zeigte sich unter Interferon keine Verkleinerung des latenten HIV Reservoirs. Im Gegenteil: bei einigen Patienten füllte sich das latente Reservoir unter Interferon-alpha sogar auf. Das Fazit der Studie aus der SHCS ist: eine HIV-Frühtherapie vermag das latente HIV Reservoir entscheidend zu senken. Dies könnte für Patienten, welche unter einer HIV-Frühtherapie stehen, in zukünftigen Heilungsstudien ein Vorteil sein. Denn in einer Erkenntnis sind sich alle Forscher einig: je tiefer das latente HIV Reservoir bei einem Patienten ist, desto grösser ist seine Chance, dass dereinst eine Heilungstherapie bei ihm funktionieren könnte. Allerdings hat die Studie aus der SHCS auch gezeigt, dass Interferon zur Attackierung und Senkung des latenten Reservoirs keinen Nutzen bringt. Vielmehr muss die Studie dahingehend interpretiert werden, dass der Einsatz von Interferon-alpha in zukünftigen HIV-Heilungsstudien nicht erfolgsversprechen ist und aufgrund der grossen Gefahr von Nebenwirkungen nur noch sehr zurückhaltend eingesetzt werden sollte. |
24. Mai | Bartha et al., Einfluss der HIV-Erbfaktoren auf das Voranschreiten der HIV-Infektion | |
Die Schätzung, in welchem Ausmass die Erbfaktoren von HIV die Höhe des setpoint viral load beeinflussen, schwankt in der Literatur zwischen 6 und 59%. Um diesbezüglich eine genauere Einschätzung machen zu können, haben die Autoren der vorliegenden Studie die Daten von über 2'000 HIV-positiven Personen aus fünf europäischen Ländern untersucht. Im Gegensatz zu früheren Studien, hatten sich die Teilnehmer frisch mit HIV angesteckt und befanden sich im Zeitfenster von 6 bis 24 Monaten nach der Ansteckung. Die Autoren haben den Einfluss der HIV-Erbfaktoren auf den setpoint viral load mit einem mathematischen Modell untersucht, bei dem die Gesamtheit der HIV-Erbfaktoren mittels einer speziellen Labortechnik analysiert wurde. Die Autoren haben mit ihrem Modell berechnet, dass die Höhe des setpoint viral loads in ungefähr 30% durch die HIV-Erbfaktoren bestimmt wird und dabei einer Schwankung von 15 bis 43% unterliegt. Andere Faktoren, welche den setpoint beeinflussen, sind die Erbfaktoren der infizierten Person («Wirtsfaktoren»), Unterschiede in der Immunantwort der infizierten Person nach HIV-Infektion und mögliche mathematische Messungenauigkeiten. Zusammenfassend zeigt diese europäische Kohortenstudie, dass rund 30% des setpoint viral loads durch die Erbfaktoren des HI-Virus bestimmt wird. Die Studie zeigt auch, dass es weitere Studien braucht, mit denen das Ausmass der Erbfaktoren auf den setpoint viral load untersucht wird, um Messungenauigkeiten zu berücksichtigen. | ||
16. Mai | Kamal et al., Meinung von HIV-positiven Personen gegenüber ihren Co-Medikamenten | |
Die meisten HIV-positiven Menschen nehmen ihre HIV-Medikamente sehr zuverlässig ein und zeigen somit eine gute Therapieadhärenz. Doch wie zuverlässig werden von den Betroffenen nicht-HIV Medikamente (sogenannte Co-Medikamente) wie Blutdrucktabetten, Diabetesmedikamente und Cholesterinsenker eingenommen? Um dieser Frage nachzugehen, haben Forscher aus der Schweizerischen HIV Kohortenstudie (SHCS) Patienten darüber befragt, wie wichtig sie ihre Co-Medikamente gegenüber ihren HIV-Medikamenten werten. Die Forscher fanden heraus, dass HIV-infizierte Personen ihre Co-Medikamente als weniger wichtig erachten und deshalb auch häufiger vergessen im Vergleich zu ihren HIV-Medikamenten. Was wir daraus lernen sollten, lesen Sie weiter unten. Um herauszufinden, wie HIV-positive Personen die Wichtigkeit ihrer Co-Medikamente im Vergleich zu ihrer HIV-Therapie einschätzen und wie gut die Therapieadhärenz gegenüber den Co-Medikamenten ist, haben die Forscher speziell entwickelte Fragebögen von 109 Patienten aus der SHCS ausgewertet. Die meisten Teilnehmenden waren männlich und das Durchschnittsalter betrug 56 Jahre. Von den Teilnehmenden gaben 83% an, ihre HIV-Medikamente regelmässig einzunehmen und nur 71% gaben an, ihre Co-Medikation regelmässig einzunehmen. Dieser Unterschied war statistisch signifikant. Die Teilnehmer gaben zudem an, dass sie ihre HIV-Medikamente als wichtiger erachten und weniger Bedenken hätten bezüglich Nebenwirkungen im Vergleich zu ihren Co-Medikamenten. Überraschenderweise waren Personen mit einem tiefen Bildungsgrad eher davon überzeugt, dass die Einnahme ihrer Co-Medikamente wichtig sei im Vergleich zu Teilnehmern mit einem hohen Bildungsgrad. Zudem zeigte sich, dass Personen mit einer hohen T-Helferzellenanzahl ihre Co-Medikamente als wichtiger erachten im Vergleich zu Personen mit einer tiefen T-Helferzellenanzahl. Zusammengefasst fand die Studie heraus, dass HIV-positive Personen ihre HIV-Medikamente als wichtiger erachten im Vergleich zu ihren Co-Medikamenten. Dies hatte auch eine direkte Auswirkung auf die Therapieadhärenz: die Teilnehmenden der Umfrage nahmen ihre HIV-Medikamente zuverlässiger ein als ihre Co-Medikamente. Die Studie zeigt auf, dass es wichtig ist, dass HIV-Ärzte mit ihren Patienten nicht nur die Therapieadhärenz gegenüber den HIV-Medikamenten besprechen, sondern ihre Patienten auch über deren Meinung und Ängste gegenüber den Co-Medikamenten befragen. Da HIV-positiven Personen ein höheres Risiko für Herzkreislauferkrankungen haben im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung, hat die zuverlässige Einnahme der Co-Medikamente wie Blutdrucktabletten oder Blutverdünner eine grosse Bedeutung zur Erhaltung der Gesundheit. |
11. April | Borges et al., HIV-Medikamente und das Risiko für Knochenbrüche | |
Es ist bekannt, dass gewisse HIV-Medikamente den Knochenstoffwechsel ungünstig beeinflussen können. Unbekannt ist, ob dies zu einem höheren Risiko für Knochenbrüche führen kann. Forscher aus verschiedenen europäischen HIV Kohortenstudien sind dieser Frage nachgegangen und haben die Faktoren untersucht, welche bei HIV-infizierten Personen zu Knochenbrüchen und einem Absterben des Knochens (sogenannte Knochennekrose) führen können. Die Studie hat gezeigt, dass von allen HIV-Medikamenten nur die Substanz Tenofovir Disoproxil Fumarat (TDF) das Risiko für Knochenbrüche erhöht. Welche Konsequenz sich daraus ergibt, lesen sie weiter unten. Insgesamt wurden 11'820 Personen in die Studie eingeschlossen und über einen Zeitraum von insgesamt 86'118 Jahren nachbeobachtet. Das Durchschnittsalter der Studienteilnehmer betrug 41 Jahre, zwei Drittel davon waren männlich, die CD4-Zellzahl betrug im Durschnitt 440 Zellen pro Mikroliter und 70% hatten eine unterdrückte HIV-Viruslast. Bei den Studienteilnehmern traten insgesamt 610 Knochenbrüche und 89 Osteonekrosen auf. Folgende Faktoren waren mit einem erhöhten Risiko für Knochenbrüche vergesellschaftet: hohes Alter, Untergewicht, intravenöser Drogenkonsum, tiefe CD4-Zellzahl, Hepatitis C Koinfektion, stattgehabte Knochennekrosen und Knochenbrüche, Herzkreislauferkrankungen und kürzlich durchgemachte Krebserkrankungen. Studienteilnehmer, welche unter einer antiretroviralen Therapie mit Tenofovir Disoproxil Fumarat (TDF) standen, hatten ein 50-Prozent höheres Risiko für Knochenbrüche im Vergleich zu Personen ohne TDF. Ebenso war das Risiko leicht erhöht, wenn eine Person in der Vergangenheit TDF verschrieben bekommen hatte. Für alle anderen HIV-Medikamente bestand kein erhöhtes Risiko für Knochenbrüche oder Osteonekrosen. Zusammenfassend zeigt diese Studie, dass Veränderungen des Knochenstoffwechsels bei HIV-positiven Personen das Auftreten von Knochenbrüchen und Osteonekrosen begünstigen. Die Risikofaktoren für Knochenbrüche bei HIV-infizierten Personen sind vielfältig und beinhalten genetische Faktoren, HIV-bedingte Faktoren und andere Begleiterkrankungen. Da die Substanz TDF das Risiko für Knochenbrüche bei HIV-positiven Personen erhöht, sollte diese Substanz zur Behandlung der HIV-Infektion nur noch zurückhaltend eingesetzt werden. Stattdessen empfiehlt es sich, auf die Nachfolgesubstanz Tenofovir Alafenamid Fumarat (TAF) zu wechseln, da für TAF die Nebenwirkungen von TDF nicht bekannt sind. Konkret bedeutet dies, dass der Arzt bei Patienten, welche unter einer Therapie mit Truvada® stehen, eine Umstellung auf das Medikament Descovy® diskutieren sollte. |
14. März | Elzi et al., Nebenwirkungen auf die Integrase-Hemmer Dolutegravir und Raltegravir | |
Internationale Guidelines empfehlen heutzutage als Ersttherapie für HIV-infizierte Personen den Beginn eines Integrase-Hemmers. Zu den am häufigsten verschriebenen Integrase-Hemmern gehören die Substanzen Dolutegravir und Raltegravir aufgrund ihrer hohen Wirksamkeit und guten Verträglichkeit. In den letzten zwei Jahren wurden vermehrt Studien publiziert, welche von einer erhöhten Nebenwirkungsrate von Dolutegravir auf das Zentralnervensystem berichteten. Die Autoren der hier vorliegenden Studie haben nun in der Schweizerischen HIV Kohortenstudie (SHCS) untersucht, wie oft Nebenwirkungen und Therapieabbrüche auf Dolutegravir im Vergleich zu Raltegravir auftraten. Die Studie kam zu folgendem Schluss: insgesamt traten Nebenwirkungen auf Dolutegravir und Raltegravir nur sehr selten auf, allerdings war die Anzahl Nebenwirkungen welche das Zentralnervensystem betraf minim höher unter Dolutegravir im Vergleich zu Raltegravir. In der Studie aus der SHCS wurden insgesamt 4'041 Patienten untersucht, darunter 2'901 Personen, welche unter einer HIV-Therapie mit Raltegravir standen und 1'950 Personen, welche eine HIV-Therapie mit Dolutegravir verschrieben erhalten hatten. Die Rate an Therapieabbrüchen im ersten Jahr nach Beginn der Therapie betrug 15 pro 100 Patientenjahre. Anders ausgedrückt: wenn man 100 Patienten über ein Jahr beobachtete, wurde bei gut einem Sechstel der Patienten die HIV-Therapie umgestellt. Ein virologisches Versagen unter den beiden Integrase-Hemmern war sehr selten und trat nur bei zehn Patienten unter Raltegravir (0.5%) und bei zwei Patienten unter Dolutegravir (0.1%) auf. Die häufigsten Gründe für eine Therapieumstellung innerhalb des ersten Jahres nach Beginn der HIV-Therapie mit einem Integrase-Hemmer waren der Wunsch des Patienten nach einer anderen Therapie, die Empfehlung des behandelnden Arztes und eine Therapievereinfachung. Nebenwirkungen auf beide Medikamente waren selten und traten in 4.3% der Patienten auf, welche mit Raltegravir behandelt wurden, und in 3.6% der Patienten, welche unter einer Therapie mit Dolutegravir standen. Eine Umstellung der Therapie aufgrund von Nebenwirkungen war bei Frauen signifikant häufiger als bei Männern. Nebenwirkungen, welche das Zentralnervensystem betrafen, traten unter Dolutegravir doppelt so häufig auf im Vergleich zu Raltegravir. In absoluten Zahlen waren die Unterschiede in der Anzahl Nebenwirkungen zwischen den beiden Medikamenten aber gering und betraf lediglich 33 Patienten unter Dolutegravir (1.7%) und 13 Patienten unter Raltegravir (0.6%). Das Risiko für eine Therapieumstellung aufgrund von Nebenwirkungen auf das Zentralnervensystem war unter Dolutegravir doppelt so häufig im Vergleich zu Raltegravir. Zusammenfassend zeigte sich bei über 4'000 Personen in der SHCS eine sehr hohe Wirksamkeit der beiden Integrase-Hemmern Dolutegravir und Raltegravir. Nebenwirkungen auf das Zentralnervensystem traten unter Dolutegravir zwar häufiger auf als unter Raltegravir, insgesamt war die Nebenwirkungsrate aber sehr niedrig. Es ist dennoch wichtig, dass Patienten, welche unter einer Therapie mit einem Integrase-Hemmer stehen, über die Möglichkeit von Nebenwirkungen auf das Zentralnervensystem aufgeklärt werden und vom behandelnden Arzt auch spezifisch nach diesen gefragt werden. Im Falle, dass unter Dolutegravir Nebenwirkungen auf das Zentralnervensystem auftreten, ist die Umstellung auf einen anderen Integrase-Hemmer eine valable Option. |
22. Januar | Béguelin et al., Zunahme der Behandlungen und der Heilungsraten von Hepatitis C in der SHCS zwischen 2011 - 2015 | |
Seit Ende November 2011 sind in der Schweiz hochwirksame und gut verträgliche Medikamente zur Behandlung der Hepatitis C (HCV) Infektion verfügbar. Die Autoren haben in der vorliegenden Studie in der Schweizerischen HIV Kohortenstudie nun untersucht, wie sich die Behandlungsrate seit der Marktzulassung der neuen Medikamente in der Schweiz entwickelt hat und wie der Behandlungserfolg darunter war. Das erfreuliche Hauptresultat der Studie war: über die letzten Jahre hat sich die Anzahl der behandelten PatientInnen verfünffacht und mit der neusten Klasse der DAAs konnten 96% der behandelten PatientInnen geheilt werden. Bis Mitte 2011 bestand die Behandlung der HCV-Infektion aus einer Kombination von pegyliertem Interferon und Ribavirin und war mit vielen Nebenwirkungen und tiefem Behandlungserfolg verbunden. Ab Ende 2011 kamen die ersten neuen hochwirksamen Hepatitis C Medikamente auf den Markt (sogenannte direct acting agents; DAAs), welche zu einem deutlich höheren Heilungsraten führten und nebenwirkungsärmer waren. Ab Mitte 2014 waren schliesslich die Zweitgenerations-DAAs verfügbar, welche kaum mehr Nebenwirkungen hatten und mit denen selbst mit einer kurzen Behandlungszeit von drei Monaten praktisch alle PatientInnen geheilt werden konnten. Die Autoren der vorliegenden Studie haben drei Zeitperioden analysiert: Die Autoren fanden dabei heraus, dass die Behandlungsraten der HCV-Infektionen über die drei Zeitperioden stetig zunahmen und sich in dieser Zeit verfünffacht haben. Gleichzeitig nahm auch die Heilungsrate unter Behandlung massiv zu und verdoppelte sich von 54% während der Periode 1 auf 96% während der Periode 3. Zu Beginn der Periode 3 hatten 876 PatientInnen aus der Schweizerischen HIV Kohortenstudie eine HCV Infektion, von denen 20% eine Behandlung mit einem der hochwirksamen Zweitgenerations-DAA begannen. Obwohl drei Viertel dieser PatientInnen eine fortgeschrittene Leberfibrose hatten, konnten 96% geheilt werden und nur bei vier PatientInnen konnte das Hepatitis C Virus unter Therapie nicht ausgeheilt werden. Zusammenfassend zeigte sich in der Schweiz nach Zulassung der neuen DAAs eine starke Zunahme der Behandlungsraten von HCV-infizierten Personen. Mit den neusten Medikamentenklassen konnten fast alle Patienten, welche eine Behandlung begannen, auch geheilt werden. Diese Resultate zeigen auch, dass die HIV/HCV koinfizierten Menschen ebenso gut auf die DAAs ansprechen wie HCV monoinfizierte. Da zu Beginn die neuen DAAs wegen der sehr hohen Preise nur bei PatientInnen mit einem fortgeschrittenen Leberschaden von den Krankenkassen übernommen wurden, konzentrierte sich die Behandlung in erster Linie auf Patienten mit einem bereits bestehenden Leberschaden. Seit dem 1. Oktober 2017 können nun in der Schweiz alle PatintInnen mit einer HCV-Infektion mit den neusten DAAs behandelt werden, unabhängig vom Ausmass ihres Leberschadens oder anderen Begleitfaktoren. Damit ist eine wichtige Hürde gefallen und eine Hepatitis C Elimination in der Schweiz denkbar geworden. |